Gefühl für Indien bekommen
Kleinigkeiten machen viel aus
Kooperation, Hi-Tech, Ökologie: Das waren die Botschaften von Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf seiner ersten Indienreise Ende Januar 2017. Auf der Sondierungsreise ging es auch darum, ein Gefühl für Indien zu bekommen. Am vorletzten Tag seiner Indienreise hat Ministerpräsident Kretschmann sich mit der wissenschaftlichen Kooperation beschäftigt. An der renommierten Ingenieurs-Universität IIT Bombay in Mumbai hielt er eine Grundsatzrede zur Zukunft von Energie und Mobilität. Dabei wies er auf das enge Zusammenspiel von Wirtschaft und Umweltschutz hin: „Ich bin mir bewusst, wie wichtig Wirtschaftswachstum ist“, sagte er. „Aber es darf nicht auf Kosten der Natur gehen“. Er rief die Wissenschaftler und Studenten auf, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, zum Beispiel zur Elektromobilität.
in Mumbai Quelle Staatsministerium Baden-Württemberg
Das IIT Bombay gehört zu den am höchsten angesehenen Universitäten in Indien. Im „QS University Ranking“ steht sie nur hinter dem Indian Institute of Science in Bangalore und dem IIT in Neu Delhi. Im weltweiten Vergleich steht das IIT Bombay auf Platz 219. Zum Vergleich: Die deutsche Universität mit der besten Bewertung ist die TU in München. Sie steht weltweit auf Platz 60. Insgesamt gibt es in Indien 23 ingenieurwissenschaftliche IIT-Institute.
Ein Gefühl für Indien bekommen
Kretschmanns Indienreise hatte in der Industriestadt Pune begonnen, zu der Karlsruhe seit Jahren partnerschaftliche Beziehungen hat. „Ich sehe aktuell ein Zeitfenster mit einer gewissen Dynamik in Indien“, kommentierte der Politiker seine erste Reise auf den Subkontinent. „Das könnte auch entscheidend für deutsche Unternehmen sein, die hier einen Fuß in die Tür bekommen wollen.“
„Mahratta Chamber Of Commerce Industries & Agriculture“ Foto: www.jowapress.de
Die Reise gilt indes offiziell als Sondierungsreise: „Wir müssen erst einmal ein Gefühl für Indien bekommen“, so der Politiker. Kretschmann und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut betonten jedoch die seit 2015 bestehende Partnerschaft zwischen Baden-Württemberg und Indiens wirtschaftlich stärkstem Bundesstaat Maharashtra, in dem auch Pune und Mumbai liegen. Zudem übernimmt Karlsruhes Vertreterin in Pune künftig auch die Vertretung des Landes in Maharashtra.
bei einem Abendempfang im Goethe-Institut in Pune im Rahmen der Partnerschaft
BW – Maharashtra und Karlsruhe - Pune Quelle Staatsministerium Baden-Württemberg
Kleinigkeiten machen viel aus
„Wir müssen auch vorsichtig sein, wenn wir mit unseren Vorstellungen hierher kommen und denken, alles würde wie gewohnt funktionieren“, sagt Kretschmann. Er bezieht sich damit auf das indische Wirtschaftsleben. Aber auch die Kultur und die Gepflogenheiten überraschen die mehr als 100-köpfige Delegation ein ums andere Mal. Immer wieder erwähnt Kretschmann zum Beispiel eine Anekdote, die ihm ein deutscher Unternehmer in Indien erzählt hat: „Die konnten eine Waschmaschine nicht verkaufen, weil die Tür an der falschen Stelle war. In Indien wollen Kunden die Waschmaschine von oben befüllen, nicht von vorne. Solche Kleinigkeiten machen manchmal viel aus.“
Trotzdem wird der Ministerpräsident nicht müde, auch die Gemeinsamkeiten zu betonen. „Maharashtra und Baden-Württemberg haben eine sehr ähnliche Wirtschaftsstruktur.“ Dort liegen auch Pune und Mumbai, die beiden Städte, in denen die Delegation sich am längsten aufhält. Schwerpunkte der Wirtschaft sind Chemie, Maschinenbau, Automobile und Informationstechnologie. Maharashtra steht für das boomende Indien der vergangenen Jahre.
Grundsatzrede zur „Zukunft von Energie und Mobilität“ Quelle Staatsministerium Baden-Württemberg
Lösungen Made in Baden-Württemberg
Ob Energie, Verkehr, Müll oder Abwasser – auch Probleme in Maharashtra, die Kretschmann am liebsten mit deutscher Technologie gelöst sähe. Wie das gehen kann, schaut er sich bei Firmenbesuchen an. „Ich habe den Eindruck, dass deutsche Hersteller von Investitionsgütern es zurzeit leichter in Indien haben als Hersteller von Konsumgütern“, lautet Kretschmanns Einschätzung nach einigen Besuchen dieser Art. (red)